Diversität im Design

Vielfalt und Inklusion in der visuellen Kommunikation

Vielfalt und Inklusion in der visuellen Kommunikation

Diversität und Vielfalt sollten feste Bestandteile der visuellen Kommunikation sein. Dazu gehört, Menschen aktiv und selbstbestimmt darzustellen. Wichtig ist, in Gruppenbildern möglichst eine lebendige und diverse Gesellschaft abzubilden. Gerade vulnerable Gruppen und Minderheiten sollten auf Fotos nicht nur vertreten sein, sondern auch in Aktion gezeigt werden.

In Deutschland erleben rund ein Drittel der Menschen Diskriminierungen. Zu den relevanten Diskriminierungsmerkmalen zählen u. a. Alter, Aussehen, Herkunft, ethnische Zuschreibung, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, Herkunft, Religionszugehörigkeit, chronische Krankheiten, Behinderungen oder Beeinträchtigungen sowie soziale Herkunft oder sozialer Status. 

Quelle: Studie “Diskriminierungserfahrungen in Deutschland”, 2017

Der DGB kann als größte Dachorganisation von Einzelgewerkschaften in Deutschland nur dann die gesamte Gesellschaft vertreten, wenn er alle Menschen authentisch und gleichberechtigt adressiert und abbildet. 

Warum Fotografie inklusiv sein sollte

Kaum etwas vermag Vielfalt so unmittelbar und authentisch zu vermitteln wie die Fotografie. In Fotos kann „auf den ersten Blick“ gezeigt werden, wie die Realität ist, wie die Zukunft aussehen könnte und auch, wen wir ansprechen wollen. 

Wenn wir nicht bewusst Teile der Gesellschaft ausgrenzen wollen, sollten wir dafür sorgen, dass die Vielfalt der Menschen in unserer fotografischen Bildsprache abgebildet wird. Sie sollen sich erkannt und ernst genommen fühlen und sich in den Darstellungen wiederfinden. Zudem soll durch die Bildsprache ausgedrückt werden, für welche sozialen, menschenrechtlichen und gesellschaftlichen Werte wir stehen. 

Worauf kommt es bei Fotos an?

Fotos aus Bilddatenbanken ("Stockfotos") sollten immer mit bedacht ausgewählt werden. Zu häufig finden sich hier gestellte Bilder, die nicht authentisch sind und die Zielgruppe nicht ansprechen.

Beispiel: In Bilddatenbanken werden allzu oft Leih-Rollstühle und nicht behinderte Models eingesetzt, um Rollstuhlfahrer*innen darzustellen. Das fällt betroffenen Menschen aber schnell auf und sorgt für Unmut und im schlimmsten Fall für Vertrauensverlust. Ein anderes Beispiel: Dunkelhäutige Menschen werden zumeist als jung, dynamisch, gutaussehend und exotisch dargestellt. 

Tipp: Disability- oder Diversity-Kollektionen liefern meist authentisches Material. 

Beispiel: Kategorie “Vielfalt” auf www.istockphoto.com

Exkurs: Authentizitäts-Check für Fotos

  • Eine Person hält ein Werkzeug in der Hand oder steht an einer Maschine, kann aber offensichtlich nicht damit umgehen? Dann ist das Foto höchstwahrscheinlich gestellt und damit nicht authentisch.
  • Wie steht es um Aspekte wie Alter, Migrationshintergrund, Religionszugehörigkeit, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung bei den abgebildeten Personen? Ist das glaubwürdig und echt oder wirkt es eher aufgesetzt und künstlich?
  • Häufig entstehen Stockfotos in einer Bilderserie. Seht Euch die Bilder der Reihen gut an! Sitzt das Model mal im Rollstuhl, mal geht das gleiche Model mit anderen über die Straße? Klarer Fall von gestelltem Foto­Shooting.
  • Ist der Kontext, aus dem das Bild stammt, ersichtlich? Fotograf*in, Bildbeschreibung und Keywords können hier Auskunft geben.

Wie wähle ich Fotos richtig aus?

Bilder, die Klischees reproduzieren, althergebrachte Stereotype bedienen und im schlimmsten Fall Vorurteile verfestigen, sollten vermieden werden. 

Bei der Bildauswahl helfen folgende Fragen: 

  • Diversity Mainstreaming: Kann ich auch bei der Fotoauswahl, die nicht explizit im Kontext von Diskriminierung oder Diversity genutzt wird, die Vielfalt der Gesellschaft abbilden? Also eben nicht nur dann Menschen mit Behinderung abbilden, wenn es um Behinderungen geht. Oder schwarze Menschen nicht nur zeigen, wenn es um Rassismus geht. Alle Themen rund um Gesellschaft, Arbeit und Einkommen können im Laufe der Bebilderung auch durch Regenbogenfamilien, People of Colour (PoC), Menschen mit Behinderung usw. repräsentiert werden und so die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln.
  • Selbstreflexion: Würde ich selbst gerne so dargestellt werden wollen? Werden die Menschen in diesem Foto auf Augenhöhe und gleichberechtigt gezeigt?
  • Perspektivwechsel: Kann ich Klischees brechen oder umgehen? Beispiele: homosexuelle Paare nicht nur händchenhaltend und küssend zeigen, sondern auch mit Kind. Muslimische Menschen können sowohl mit als auch ohne Kopftuch abgebildet werden. 

Tipps für eine vorurteilsfreie Darstellung der gesellschaftlichen Vielfalt:

  • Tätigkeit und Haltung: Alle Menschen, zum Beispiel vermeintliche Minderheiten, sollten in der Bildsprache selbstbestimmt und/oder in Aktion abgebildet werden, indem sie z. B. reden, gestikulieren, arbeiten oder im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Zu vermeiden ist, sie vorrangig als Hilfsempfänger*innen darzustellen. 
    Beispiele: Wenn immer nur schwarze Menschen weißen Menschen zuhören statt umgekehrt; wenn behinderte Menschen im Rollstuhl geschoben werden statt eigenständig zu fahren.
  • Diskriminierungsmerkmale, z. B. Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, Behinderung, Herkunft, Religion, Hauttöne, Körpergröße, Figur usw.: Die Bildauswahl im Gesamten sollte möglichst ausgeglichen stattfinden und auch vermeintliche Minderheiten repräsentieren.
  • Perspektiven: Werden Personen, zum Beispiel kleinwüchsige Menschen und Rollstuhlnutzer*innen, buchstäblich auf Augenhöhe statt von oben herab fotografiert?

Hinweis: Nicht nur eindimensional denken! Eine Person kann auch Frau mit Kopftuch, ITlerin und alleinerziehende*r Mutter oder Vater sein, oder eine Person im Rollstuhl kann auch Jurist*in und transgeschlechtlich sein.
 

Hinweise zu Portraits

Personen sollten möglichst bei natürlichem oder natürlich anmutendem Licht reportagenhaft fotografiert werden. Zu gestellte, werbeartige Studio-Fotografien sollten vermieden werden. Bevorzugt werden Portraits mit Augenkontakt und einer klaren Dynamik. 

Längere Brennweiten legen den Fokus auf die gezeigte Personen und erlauben dennoch einen Hintergrund, der unscharf das Tätigkeitsfeld bzw. die Umgebung erkennen lässt.

Hinweise zu Symbolbildern

Bei der Auswahl von Motiven, die stellvertretend für ein Thema stehen, ist darauf zu achten, dass erwartbare Motive (z. B. Regenbogenflagge zum Thema geschlechtliche Vielfalt) nicht überstrapaziert oder aber kreativ umgesetzt werden. 

Beim Thema Alter z. B. empfiehlt es sich, nicht nur die Hilfsmittel (z. B. Gehhilfe) als Symbolbild abzubilden. Stattdessen lieber in Nahaufnahmen bei der Nutzung von Hilfsmitteln oder echte Personen zeigen, ggf. von hinten oder nicht erkennbar. 

Tipp: Symbolbilder sollten entweder möglichst eindeutig und selbsterklärend sein oder aber durch eine Überschrift oder Bildunterschrift gut erklärt werden. Dies ist auch für die Barrierefreiheit wichtig. 

Beispiel-Erklärtext zum unteren der beiden Bilder

Symbolbild Diversität. Drei übereinandergelegte Hände mit Regenbogen-Armband. Die Regenbogen-Farben stehen für  Vielfalt und auch für unterschiedliche geschlechtliche Identitäten und Orientierungen. 

Barrierefreie Foto­qualität

Für die Barrierefreiheit und die generelle Anmutung ist es von großer Wichtigkeit, dass Bilder über eine ausreichende Auflösung verfügen. Der Einsatz zu niedrig aufgelöster oder verpixelter Fotos sollte auf jeden Fall vermieden werden. 

Empfohlene Auflösungen:

300 dpi für Druck, 150 ppi (mindestens 72 ppi) für Web

Digital sollten Bilder auch dann noch brauchbar sein, wenn sie durch die entsprechende Browserfunktion vergrößert betrachtet werden. Wichtige Bildinhalte sollten möglichst klar und kontrastreich sein, damit Menschen mit Sehbehinderungen diese gut wahrnehmen können.

Für blinde Menschen sollten jedem Bild Alternativtexte hinzugefügt werden. Ein Alternativtext beschreibt neutral und prägnant, was auf dem Bild zu sehen ist. Dazu gehören Text, Bildinhalte und Logos. 

Piktogramme und Icons inklusiv gestalten

Auch Piktogramme und Icons sollten möglichst reduziert sein, um nicht zu kleinteilig und damit schlecht sichtbar zu werden. Vor allem sollten sie so erstellt und gewählt werden, dass sie möglichst keine Stereotype und Klischees reproduzieren – z. B. nicht nur Mutter mit Kind, sondern auch mit Vater oder anderer Person zeigen. Alte Menschen nicht immer mit Gehstock abbilden. Gleichzeitig ist es für Menschen mit kognitiven Behinderungen aber auch wichtig, dass sie leicht verständlich und nah am bereits gelernten Sehverhalten sind. 

Social­-Media­-Inhalte inklusiv gestalten

Ein diversitätssensibler Social-Media-Kanal umfasst die bisher genannten Punkte zu inklusiven Bildern und Grafiken und lässt idealerweise auch Expert*innen in eigener Sache zur Sprache kommen. Er sollte auch möglichst barrierefrei gestaltet sein.

Hier einige Tipps für einen barrierefreien Social-Media-Auftritt:

  • Alternativtexte: Fügt Euren Postings einen Alternativtext hinzu, der den Bildinhalt für blinde Menschen beschreibt und den Betroffenen von ihren Screenreadern vorgelesen wird.
  • Untertitelung von Videos: Videos sollten immer auch Untertitel enthalten, damit gehörlose Menschen die Inhalte wahrnehmen können. Positiver Nebeneffekt: Oft nutzen auch hörende Menschen Untertitel, wenn sie z. B. gerade Bahn fahren oder ihre Umgebung nicht stören wollen.
  • Audiodeskription: Wenn Ihr etwas in einem Video zeigt, beschreibt es am besten auf der Tonspur. Das „2­Sinne­Prinzip“ ermöglicht z. B. sehbehinderten Menschen, dem Hergang zu folgen. Für Menschen mit kognitiven Behinderungen wird ggf. das Tun leichter verständlich.
  • Transkripte: Abschrift des gesprochenen Wortes von audiovisuellen Inhalten, z. B. für barrierefreie Podcasts.